Rewritten: Pop Poisoned Poetry macht den Schritt in eine geläuterte Welt. Sie ist umgekrempelt, angezählt und doch unersetzlich, schmerzlich schön. Hau weg die Angst, her mit dem Neuen. Die eigene Vergangenheit ist verbraten, nun Aufbruch ins nächste Level: the positive push, Traumziel Optimismus. „Create your own, be self surprising/moving closer strength is rising.“ So läuft das, wenn Henriette Thorslund zu MISS TIGRA wird und Andreas Paruschke als ANAPHIE zu den Instrumenten greift.
Von ihrer Urform, dem Gedicht, beherrscht Pop Poisoned Poetry das Intime, das Bei-sich-sein, die Reflexion. Ein Fokus auch in unserem Kopf, denn Miss Tigras betörende Stimme fängt uns ein mit samtigen Schnurren, rauem Knurren und provokantem Überschlag. Anaphies Gitarre schafft melodiös-melancholische Stimmungen, dazu ertönt meditatives Klingeln. Und nicht nur einmal erdet uns eine dramaturgisch-dramatische Verlangsamung der Beats – erholsam retardierendes Moment in einer notorisch zu schnell geschnittenen Welt. Hier ist Raum für Verstörung, glühendes Begehren, die Ruhe vor dem Sturm.
Umso hemmungsloser frönt Pop Poisoned Poetry dann dem Reinigend-Rauschhaften. Sie schwelgt im Wilden und Weiten, dem Cinemascopeformat grollender Gitarren, subterraner Bässe, befeuernden Knarzens. T.RAUMSCHMIERES Mix verleiht diesem Streifen die richtige Körnung. In der musikalischen Vollstreckung potenzieren sich Miss Tigras Wortlandschaften zu Hymnen aller uns offenstehenden Möglichkeiten. Pop Poisoned Poetry fesselt und befreit zugleich, ist stets stimulierend, keine Sekunde lässt die Spannung nach. Rewritten heißt: Von der Tigresse am Kragen gepackt und mitgerissen werden – und es würgt nicht, versprochen!
>> olian